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„Achtung, witzig!“

In deutschsprachigen Texten tauchen immer mehr Anführungszeichen auf. Die Autoren wollen dem Leser wohl bei jedem Wort, das sie in Gänsefüßchen setzen, klarmachen: Achtung, wichtig! Achtung, witzig! Sie trauen ihm nicht zu, dass er das selbst erkennt. Dass sich die Anführungszeichen so zahlreich tummeln, führt jedoch nicht dazu, dass sich die Texte genussvoller lesen lassen. Denn sie wimmeln immer öfter nicht nur von Anführungszeichen, sondern auch von Kursivschreibungen und VERSALIEN. Der Leser rutscht von Hervorhebung zu Hervorhebung. Auf wenigen Quadratzentimetern hat er so viele markierte Wörter und Satzteile vor sich, dass er am Ende gar nicht mehr weiß, was dem Autor wichtig ist.

Das Anführungszeichen wird vor und nach Zitaten und wörtlicher Rede eingefügt und ist nötig, um einzelne, wirklich nur einzelne Wörter und Satzteile zu markieren. Außerdem bei Titeln von Büchern und Filmen und Ähnlichem. In anderen Zusammenhängen ist es häufig überflüssig, dann etwa, wenn es nach dem Wort „sogenannte“ steht. Angela Merkel als sogenannte „Klimakanzlerin“ zu bezeichnen, wäre doppelt gemoppelt. Mit „sogenannte“ drückt der Autor ohnehin aus, dass er Angela Merkels Engagement für das Klima skeptisch betrachtet. Er hat also zwei Möglichkeiten. Entweder äußert er sich – ohne Anführungszeichen – über die sogenannte Klimakanzlerin. Oder er lässt das Wort „sogenannte“ weg und schreibt einfach nur über die „Klimakanzlerin“ – also mit Anführungszeichen.

Auch die Namen von Organisationen und Institutionen bestücken manche Autoren mit Gänsefüßchen. Sie schreiben über die „NATO“, widmen sich der „Humboldt-Universität“ und den verschiedenen „Max-Planck-Instituten“. Hier hemmen die Anführungszeichen den Lesefluss. Außerdem haben sie eine Wirkung, welche die meisten Autoren nicht einkalkulieren – ironische Distanz. Sich in der Form etwa über die „Welthungerhilfe“ zu äußern, wirkt abwertend. Beim Leser könnte der Eindruck entstehen, dass der Autor die Leistungen der Welthungerhilfe in Zweifel zieht.

Angebracht sind Anführungszeichen höchstens noch, um Namen von Marken („Rotkäppchen“-Sekt) zu kennzeichnen. Manchmal werden Marken auch kursiv (Rotkäppchen) gesetzt. Auch hier ist eine doppelte Hervorhebung („Rotkäppchen“) überflüssig. Wichtig ist, dass der Text einheitlich gestaltet ist, dass also nicht im ersten Abschnitt von „Rotkäppchen“ und im nächsten von Rotkäppchen die Rede ist. Und: Wenn die Anführungszeichen zur Marke gehören, müssen sie in jedem Fall gesetzt werden.

Manchmal stehen Anführungszeichen sogar in gedruckten Interviews, wenn der Gesprächspartner Skepsis oder Ironie ausdrücken will. In Radio- und Fernsehbeiträgen ist es vergleichsweise leicht, das mittels der Stimme zu vermitteln. In Printmedien ist Vorsicht angebracht. Lieber genauer schreiben, was gemeint ist.

Ihre

Josefine Janert

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